Warum dein iPhone heimlich langsamer wird – und was du dagegen tun kannst

Viele iPhone-Nutzer haben es bereits erlebt: Das Gerät wird spürbar langsamer, Apps brauchen länger zum Öffnen, und selbst einfache Aufgaben fühlen sich zäh an. Was zunächst wie eine klassische Altersschwäche wirkt, hat tatsächlich einen ganz gezielten technischen Hintergrund. Apple hat eine Funktion in iOS integriert, die bewusst die Prozessorleistung reduziert – allerdings aus einem Grund, den viele erst nicht nachvollziehen konnten.

Was steckt hinter der automatischen Leistungsdrosselung?

Die Geschichte beginnt mit einem grundlegenden Problem aller Lithium-Ionen-Akkus: Sie verlieren mit der Zeit an Kapazität und können nicht mehr die gleiche Spitzenleistung liefern wie im Neuzustand. Bei iPhones führte das zu einem unerwarteten Phänomen – Geräte schalteten sich bei anspruchsvollen Aufgaben plötzlich ab, obwohl die Akkuanzeige noch 30 oder 40 Prozent anzeigte.

Apples Lösung war technisch nachvollziehbar: Eine Software-Funktion, die Performance Management System genannt wird, überwacht kontinuierlich den Batteriezustand. Sobald die Batterie nicht mehr in der Lage ist, die notwendigen Leistungsspitzen bereitzustellen, greift die Drosselung ein. Der Prozessor reduziert dann seine Taktfrequenz, Apps werden langsamer geladen, die Bildwiederholrate sinkt, und selbst die Helligkeit des Displays kann beeinträchtigt werden.

Der Skandal: Fehlende Transparenz als Kernproblem

Was diese technische Maßnahme zum Skandal machte, war nicht die Funktionsweise selbst, sondern die Art der Kommunikation – oder besser gesagt, deren Fehlen. Apple informierte Nutzer zunächst nicht darüber, dass diese Drosselung aktiv war. Viele Menschen bemerkten lediglich, dass ihr iPhone deutlich langsamer geworden war, und vermuteten dahinter eine geplante Obsoleszenz.

Ende 2017 deckten Benchmark-Tests von Nutzern die Zusammenhänge auf. Die Messungen zeigten eindeutig, dass iPhones mit alten Batterien signifikant schlechter abschnitten als identische Modelle mit neuen Akkus. Die Entrüstung war groß, als klar wurde, dass Apple diese Entscheidung ohne Einwilligung oder auch nur Information der Kunden getroffen hatte. Die versteckte Leistungsbremse bei alten Akkus führte zu erheblicher öffentlicher Kritik und wurde unter dem Begriff Batterygate bekannt.

Die Folgen von Batterygate

Der öffentliche Druck führte zu mehreren Konsequenzen. Apple entschuldigte sich offiziell und bot für begrenzte Zeit vergünstigte Batteriewechsel an. Millionen von iPhone-Nutzern nahmen dieses Angebot wahr. Noch wichtiger war jedoch die Software-Anpassung: Nutzer können nun in den Einstellungen den Batteriezustand einsehen und die Leistungsdrosselung bei Bedarf deaktivieren. Apple kommuniziert die Funktion seitdem deutlich offener und transparenter.

So überprüfst du den Zustand deiner iPhone-Batterie

Apple hat die Batteriezustandsfunktion als direkte Reaktion auf Batterygate eingeführt. Sie gibt dir transparente Informationen darüber, wie es um die Gesundheit deines Akkus steht:

  • Öffne die Einstellungen-App auf deinem iPhone
  • Tippe auf „Batterie“ und dann auf „Batteriezustand“
  • Hier siehst du die maximale Kapazität in Prozent
  • Zusätzlich wird angezeigt, ob die Leistungsverwaltung aktiv ist

Eine maximale Kapazität von 100 Prozent bedeutet, dass die Batterie sich noch im Neuzustand befindet. Ab etwa 80 Prozent empfiehlt Apple offiziell einen Batteriewechsel. Interessanterweise greift die automatische Drosselung aber nicht bei jedem Gerät zur gleichen Zeit ein – es hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die tatsächliche Impedanz der Batterie und nicht nur die angezeigte Kapazität.

Wann genau wird die Leistung gedrosselt?

Das Performance Management System aktiviert sich ausschließlich, wenn bereits ein unerwartetes Herunterfahren aufgetreten ist. Solange dein iPhone stabil läuft, bleibt die volle Prozessorleistung erhalten – unabhängig vom Batteriezustand. Das ist ein wichtiger Punkt, den viele missverstehen.

Die Drosselung ist außerdem dynamisch und temporär. Sie greift nur in Momenten besonders hoher Belastung ein, etwa beim Start von grafisch anspruchsvollen Apps oder beim Bearbeiten von Videos. Bei alltäglichen Aufgaben wie dem Lesen von E-Mails oder dem Surfen im Web bleibt die Beeinträchtigung minimal.

Diese iPhone-Modelle sind betroffen

Das Performance Management System wurde zunächst für ältere iPhone-Modelle eingeführt, darunter das iPhone 6, 6 Plus, 6s, 6s Plus und iPhone SE der ersten Generation. Später erweiterte Apple die Funktion auf das iPhone 7 und 7 Plus. Alle nachfolgenden Modelle enthalten diese Funktion von Anfang an. Die neueren Chips und verbesserte Batterietechnologie machen die Drosselung jedoch seltener notwendig.

Solltest du die Leistungsdrosselung deaktivieren?

In den Einstellungen findest du die Option, die Leistungsverwaltung zu deaktivieren, sobald sie einmal aktiv geworden ist. Doch Vorsicht: Das bedeutet, dass dein iPhone sich wieder unerwartet ausschalten kann, wenn die Batterie die geforderte Spitzenleistung nicht liefern kann.

Die Entscheidung hängt von deiner individuellen Situation ab. Wenn du das Gerät hauptsächlich in der Nähe von Steckdosen oder Powerbanks nutzt, ist das Risiko überschaubar. Bist du jedoch häufig unterwegs und auf dein iPhone angewiesen, können plötzliche Abschaltungen bei kritischen 30 Prozent Akkustand deutlich problematischer sein als eine reduzierte Performance.

Der eigentliche Ausweg: Ein neuer Akku

Die nachhaltigste Lösung ist ein Batteriewechsel. Moderne iPhones sind zwar nicht für den Selbstwechsel des Akkus konzipiert, aber Apple und autorisierte Service-Partner bieten den Austausch an. Nach dem Einbau einer neuen Batterie wird das Performance Management System automatisch zurückgesetzt, und dein iPhone läuft wieder mit voller Geschwindigkeit.

Ein Akkutausch lohnt sich besonders bei Modellen, die ansonsten noch gut funktionieren. Viele Nutzer älterer iPhone-Modelle berichten, dass ihre Geräte nach dem Batteriewechsel wieder wie neu wirken – ein deutlich günstigerer Ansatz als der Kauf eines neuen Smartphones.

Was wir aus Batterygate lernen können

Der Skandal hat die Beziehung zwischen Apple und seinen Nutzern durchaus belastet, gleichzeitig aber auch zu mehr Transparenz geführt. Die Batteriezustandsanzeige und die Möglichkeit, die Drosselung zu kontrollieren, sind direkte Verbesserungen, die aus der Kritik entstanden sind.

Für uns als Nutzer zeigt der Fall, wie wichtig es ist, die technischen Hintergründe unserer Geräte zu verstehen. Ein langsames iPhone bedeutet nicht automatisch, dass das Gerät veraltet ist oder ersetzt werden muss. Oft reicht ein Blick in die Batterieeinstellungen, um die Ursache zu erkennen und gezielt gegenzusteuern.

Die automatische Leistungsdrosselung ist letztlich ein Kompromiss zwischen Stabilität und Performance. Apple hat die technische Implementierung grundsätzlich solide umgesetzt – die mangelnde Kommunikation war das eigentliche Problem. Heute können informierte Nutzer selbst entscheiden, welchen Weg sie bevorzugen, und das ist eine wesentliche Verbesserung gegenüber der ursprünglichen Situation.

Hast du die Leistungsdrosselung bei deinem iPhone schon bemerkt?
Ja und war total frustriert
Ja aber wusste den Grund
Nein mein iPhone läuft normal
Habe den Akku gewechselt
Nutze kein iPhone

Schreibe einen Kommentar